Oskar Klekner

Optikergehilfe, technischer Zeichner. Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime. Hingerichtet.

* 1923    † 1943

 

Lebenslauf

Oskar Klekner wurde am 10. Jänner 1923 in Wien geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum technischen Zeichner.

"Soldatenrat"

Er war Mitglied der Widerstandsgruppe “Soldatenrat”, die von Alfred Rabofsky geleitet wurde. Dieser Gruppe gehörte auch Anna Gräf, die jüngste Frau an, die am Landesgericht 1 geköpft worden ist. Weitere Mitglieder waren u.a. Elfriede Hartmann und Leopoldine Kovarik.

Der “Soldatenrat” forderte mittels Flugblättern Angehörige der Wehrmacht auf, zu desertieren. Viele Mitglieder der Gruppe wurden hingerichtet.

Verhaftung, Oskar und sein Vater Rudolf

Oskar Klekner wurde am 24. Februar 1942 verhaftet. Aus seiner Haft schrieb er Im Juli 1943 seiner Mutter einen Brief, in dem er formulierte: “Meiner Ansicht nach haben die Klekner ein zähes Wesen, denn das hält niemand so rasch aus.” Kurz zuvor hatte er sich mittels Kassiber erkundigt, wie es seinem Vater Rudolf geht, der bereits 1939 verhaftet und ins KZ Buchenwald eingeliefert worden war. Sein Vater wollte wissen, wie es seinem jüngeren Sohn Oskar in der Schule ergehe.

Rudolf Klekner machte sich im Laufe seiner Zeit im KZ immer wieder Gedanken um seinen Sohn Oskar. “Eure brieflichen Glückwünsche habe ich mit bestem Dank erhalten, nur wundert es mich, dass ihr von Oskar keine Erwähnung macht. Wünsche ihm zum Geburtstag alles Gute, er möge brav und fleißig sein und keine Dummheiten machen.”

Beide Brüder schrieben Briefe aus der Haft

Oskar und sein älterer Bruder Rudolf jun. wurden beide am gleichen Tag, also dem 24. Februar 1942, verhaftet. Nach den Verhören der Gestapo wurden sie dem Untersuchungsrichter überstellt und in Untersuchungshaft gesteckt.

Beide Brüder schrieben aus den Haftanstalten zahlreiche Briefe. Der Großteil dieser Briefe waren sogenannte Kassiber, das sind geheim gehaltene schriftliche Mitteilungen aus der Gefangenschaft heraus an die Außenwelt. Die Kassiber wurden auf verschiedensten Wegen aus den Gefängnissen geschmuggelt.

Kassiber vermitteln Einblick in den Gefängnisalltag

Von Oskar Klekner sind Kassiber erhalten, die einen Einblick in den Gefängnisalltag vermitteln. Seinen Abschiedsbrief schrieb er wenige Stunden, bevor er im Landesgericht I enthauptet wurde.

Aus: Kassiber, 2. Februar 1943, an seine Mutter (Auszug)

“Liebe Mutter!
Wie du ja weißt, bin ich am 22.XII.1942 mit einem Furunkel am Oberschenkel ins Spital gekommen und wurde am gleichen Tage geschnitten. Die Wunde heilte ohne Komplikationen und so bin ich gestern wieder hier gelandet, was mir sehr leid tut, denn im Spital war ich Gangarbeiter und hatte noch dazu wegen meiner 46 kg Vollkost verschrieben. Sie bestand aus guter, fetter Suppe, aus Rindfleisch, wie du sie zu Hause nicht machen kannst, weil du nicht diese Menge Fleisch hast. Also, Rindsuppe, gut eingebranntes Gemüse, nachher Grießkoch und irgendeine Mehlspeise. Du kannst dir vorstellen, mit wir war als ich nach so langer Zeit wieder täglich satt sein konnte und noch dazu täglich eine Mehlspeise bekam. Ich habe in den sechs Wochen 8 kg zugenommen und fühle mich wieder herrlich frisch und gesund und glaube, nun das gute Ende ruhig erwarten zu können, ohne Angst zu haben, vor Schwäche umzufallen..."

Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 2, Seite 966. Wiener Stern Verlag 2016

Hinrichtung von Oskar Klekner und seinem Bruder, der Vater kommt im KZ Buchenwald zu Tode

Oskar Klekner wurde am 2. November 1943 im Landesgericht 1 hingerichtet. Am selben Tag fiel auch sein älterer Bruder Rudolf Leopold dem NS-Regime durch das Fallbeil zum Opfer. Der Vater der beiden Brüder, Rudolf Anton, kam am 7. Mai 1944 im KZ Buchenwald zu Tode.

Aus dem Urteil

“Was das Strafmaß angeht, so kann nur die Todesstrafe bei allen Angeklagten als eine der Schwere ihrer Schuld und der außerordentlichen Gemeingefährlichkeit ihrer Tat angemessene Sühne in Frage kommen. Im jetzigen Entscheidungskampf des deutschen Volkes um Sein oder Nichtsein haben die Angeklagten in besonders übler, gemeiner und hinterlistiger Weise zum Dolchstoß in den Rücken der Heimat- und kämpfenden Front ausgeholt. Diese wirksam zu schützen, vor allem hetzerischen und zersetzenden Versuchen staatsfeindlicher Elemente gegenüber, ist eine unabdingbare Pflicht, die allein das Wohl der großen deutschen Volksgemeinschaft und die Sicherheit unseres Vaterlandes im Auge zu behalten hat.”

Abmontierte Gedenktafel

Eine nach 1945 am Wohnhaus der Familie angebrachte Gedenktafel wurde wahrscheinlich vom Hausbesitzer abmontiert.

Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien

Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich sein Name auf einer der Gedenktafeln.

Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof

In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.

Quellen und Bildnachweise

  • Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
  • Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
  • Porträtbild: Willi Weinert oder Wiener Stern Verlag
  • Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
  • Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
  • Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
  • DÖW: Soldatenrat, Alfred Rabofsky, Walter Kämpf und die Widerstandsgruppe Soldatenrat

Hauptwerke zur Gruppe 40

Weiterführende Informationen

  • DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
  • Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
  • Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
  • DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
  • Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
  • Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
  • Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
  • Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964

Web-Hinweise


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